Backofengespräch: Hobbykünstlerinnen stellten ihre Werke vor

Von Jan Bürger

Bei strahlendem Sonnenschein kamen zum 139. Backofengespräch über 35 Gäste in das Rambiner Heimatmuseum. Die Künstlerinnen Ingrid Lehmann, Doreen Bewersdorf und Iris Schwerin-Kaulicke  erzählten, wie sie zu ihrem schönen Hobby gekommen sind. Teilweise hatten sie eine Ausbildung zur Kunsterzieherin. Sie verband aber auch die Liebe zum Zeichnen. Deshalb trafen und treffen sie sich einmal in der Woche zum künstlerischen Gestalten und legen jedes Mal ein Motto fest, das sie in Aquarellen realisieren wollen. Einige Beispiele konnten die Besucher mit Freude begutachten. Verkaufen wollen sie ihre Kunst nicht. Aber als Andenken für die Freunde des Backofengespräches konnten Ansichtskarten mit Motiven der „Kleinen Künstlerstube Samtens” zum Selbstkostenpreis erworben werden. Zur Vervollständigung ihres Kunstverständnisses unternehmen die Künstlerinnen Ausflüge zu bekannten Malern und Besuche von Museen und Ausstellungen.

Die drei Freizeitmalerinnen der „Kleine Künstlerstube“ mit dem Vorsitzenden des Fördervereins Heimatmuseum Rambin beim Backofengespräch: Iris Schwerin-Kaulicke, Prof. Dr. Wolfgang Heun, Ingrid Lehmann und Doreen Bewersdorf (von links).

Die gelebte Freude mit dem Hobby des künstlerischen Gestaltens wurde den Besuchern des 139. Backofengespräches nähergebracht. Und manch einer dachte bestimmt daran, Ähnliches selbst zu versuchen. Den drei Künstlerinnen übergab der Vorsitzende des Fördervereins Heimatmuseum Rambin, Prof. Dr. Wolfgang Heun, als „Honorar” ein frisch gebackenes Brot aus dem Lehmbackofen in einem speziell für diese Präsentation bestickten Brotbeutel. Bei Kuchen – gerade entnommen aus dem Lehmbackofen – und Stullen des eben gebackenen Brotes mit Frischkäse diskutierten die Teilnehmer der Runde mit den Künstlerinnen noch weiter.

Eine Menge geschafft: 25 Jahre Entwicklung von Rambin

Rambin, Juni 2019

Eigentlich könnte Christian Thiede (FDP) mit seiner Gemeinde Silberne Hochzeit feiern. Sozusagen. Denn 2019 ist er genau 25 Jahre Bürgermeister von Rambin. Zuletzt bei der Kommunalwahl 2014 ist er mit respektablen 59 Prozent gewählt worden. Fast nach dem Motto „Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören”, tritt der langjährige Bürgermeister bei der Kommunalwahl im Mai 2019 nicht mehr an. Mit ein bisschen Stolz und Wehmut blickt er auf seine Zeit als Bürgermeister zurück: „Insgesamt hat sich Rambin in diesem Vierteljahrhundert hervorragend entwickelt. Dass sich so viele Menschen mit Hinweisen, auch mit Kritik, eingebracht haben, macht mich zufrieden.”

Die nämlich mussten als Erstes geschaffen werden – die deutsche Wiedervereinigung lag im Jahr 2004 noch nicht lange zurück. Da ging es um recht abstrakte Begriffe, von denen sich die Menschen im Ort meist keinen rechten Vers machen konnten: Flächennutzungsplan aufgestellt, Klarstellungssatzung beschlossen, Bodenneuordnungsplan und -programm erstellt, Maßnahmeplan genehmigt bekommen… Hinter all diesen Begriffen steckte eine geordnete Entwicklung von Rambin, aber auch ein wahrer Geldsegen – nämlich rund 3,8 Millionen Euro an Fördermitteln.

Kastanienblüte in der Dorfstraße

Wer nach konkreten Projekten und Programmen fragt, dem wird klar, was in Rambin alles zum verbesserten Leben geführt hat. Die neue Kindertagesstätte zum Beispiel oder der Ausbau von Straßen: Die gesamte Erneuerung im Dorfkern. Ebenso Straßen und Wege von Drammendorf nach Rothenkirchen, von Rothenkirchen nach Neuendorf, von Rambin über Giesendorf und weiter zum Anglerhafen, von Rambin nach Grabitz…. „Auch die Unterstützung der ortsansässigen Betriebe und Neuansiedlung”, sagt der scheidende Bürgermeister, „haben dafür gesorgt, dass Rambin einen soliden Haushalt für die Erfüllung der Aufgaben in den nächsten Jahren hat.”

Der Anglerhafen steht für ein Stück Freizeitqualität.

Es bleibe noch genug für den Nachfolger-Bürgermeister und die neue Gemeindevertretung zu tun. „So haben wir es noch nicht erreicht, dass alle Rambiner in einigen Ortsteilen trockenen Fußes vorankommen”, weiß Christian Thiede. Die Infrastruktur müsse zügig weiterentwickelt werden. „Die B-Plangebiete rund um die „blaue Halle” mit den vorgesehenen Bauplätzen an der Breesener Straße und an der Straße „Am Sportplatz” stehen noch auf der Tagesordnung, auch die Umgestaltung des Dorfteiches.”

Gute Verkehrsanbindung auf Schienen und Straßen

Kommunalwahlergebnis vom 26. Mai 2019

Andreas Klug

Neuer Bürgermeister von Rambin ist der 50-jährige Vermessungsingenieur Andreas Klug. Er konnte am 26. Mai 2019 bei der Bürgermeisterwahl 69,62 Prozent der Stimmen gewinnen. Andreas Klug ist parteilos und steht der CDU nahe. Mitbewerber um das ehrenamtliche Bürgermeisteramt war der 66-jährige Staatswissenschaftler Wolfgang Meyer von der Partei DIE LINKE. Er konnte 30,38 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. (Alle hier genannten Wahlergebnisse sind vorläufig). Andreas Klug zeigt sich in einem ersten Statement dankbar für den Vertrauensvorschuss, der ihm von den Wählerinnen und Wählern gegeben wurde. Er freue sich darauf, gemeinsam die Geschicke der Gemeinde nicht nur solide zu verwalten, sondern offensiv zu gestalten: „Mit der neuen Gemeindevertretung ist für Rambin auch ein starkes Team zusammengekommen.” Wolfgang Meyer gratuliert dem Wahlgewinner für das eindeutige Ergebnis und blickt nach vorn: „Wir haben schon in der vergangenen Wahlperiode gut zusammengearbeitet. Ich werde mich einbringen, um das fortzusetzen.”

Mit einer Wahlbeteiligung von mehr als 65 Prozent hat auch die kommunale Demokratie gewonnen. 2014 lag die Wahlbeteiligung bei nur 50 Prozent.

Für die künftige Gemeindevertretung werden acht Sitze vergeben, davon fünf von der Wahlliste der CDU:
Andreas Klug
Christian Kunschke
Remo Redemann
Hendrik van Reemen
Gudrun Westphal

Zwei Sitze in der Gemeindevertretung stammen von der Liste der Partei DIE LINKE:
Wolfgang Meyer
Sabrina Schlüter

Als Einzelbewerber wird künftig in der Gemeindevertretung einen Sitz haben:
Andreas Gudescheit

Das Amt Westrügen hat auf seiner Website die Stimmen in Tabellen und Grafiken aufgeschlüsselt, einsehbar über diesen Link…

Portraits der meisten Kandidatinnen und Kandidaten mit ihren politischen Zielvorstellungen und Informationen aus die Arbeit des bisherigen Bürgermeisters Christian Thiede haben wir vor der Wahl auf der Internetseite von Rambin veröffentlicht. Sie finden die Informationen auf auf dieser Seite…

Wie sich die Kommunalwahlen seit 2004 in Rambin entwickelt haben, zeigen die Tabelle und die Grafik:

 

 

Wen wählen? Kommunalwahl in Rambin am 26. Mai

Keiner kauft die Katze im Sack. Einen Gebrauchtwagen würden man auch auf Herz und Nieren prüfen. Und bei der Kommunalwahl in Rambin am 26. Mai?

Da wäre es gut zu wissen, wie die Kandidatinnen und Kandidaten für die Aufgabe gerüstet sind und was sie in den kommenden fünf Jahren mit unserer Gemeinde vorhaben – unabhängig von Wahlplakaten an den Laternen und Faltblättern in den Briefkästen. 15 Männer und Frauen treten zur Wahl an, zehn auf der Liste der CDU, vier auf der Liste der Partei DIE LINKE und einer als Einzelkandidat. Neun von ihnen werden ins „Dorfparlament” einziehen. Zwei streben das Ehrenamt des Bürgermeisters an.

Hier wird am 26. Mai gewählt.

Ich habe in Absprache mit der noch amtierenden Gemeindevertretung den Bewerberinnen und Bewerbern zehn Fragen gestellt und aus den Antworten Informationen für Sie zusammengetragen. Die meisten machten von diesem Angebot Gebrauch.

Bei der Wahl vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung in Rambin bei 50,06 Prozent und damit etwas höher als im Durchschnitt der Kommunalwahlen von Mecklenburg-Vorpommern (46,5 Prozent). Dennoch: Nur jeder Zweite nutzte sein Stimmrecht. Mit diesen Informationen auf der offiziellen Internetseite der Gemeinde Rambin wollen wir Ihnen die Wahlentscheidung erleichtern – auch in der Hoffnung auf eine gute Wahlbeteiligung.

Christian Thiede (FDP) tritt nach 25 Jahren als Bürgermeister nicht wieder an. Nachfolger wollen Andreas Klug (CDU) und Wolfgang Meyer (DIE LINKE) werden. Mehr über die beiden und andere finden Sie unter diesem Link…

Noch eine Bitte: Da nur wenige Rambinerinnen und Rambiner per E-Mail erreicht werden, bitte weitersagen: Im Internet auf rambin.de gibt’s wichtige Informationen zur Kommunalwahl.

Ihr Frank Levermann

Heimatliteratur beim Backofengespräch weckte Erinnerungen

Von Jan Bürger

Backofengespräch am 26. April: Gudrun Lange, Autorin der Bücher „Mein Leben als Landkind“ und „Abenteuer Internat“, las am Lehmbackofen des Heimatmuseums Rambin Auszüge daraus vor und stellte diese zur Diskussion. Viele der rund 20 Teilnehmer zogen Vergleiche mit Ihrer eigenen Vergangenheit. In anschaulicher Weise erläuterte die Autorin ihr Leben als Mitglied einer Bauernfamilie und die beschwerliche Überwindung der Wege vom Bauernhof zur Schule.

Ab der erweiterten Oberschule musste sie das Internat in Bergen besuchen. In teilweise lustigen und manchmal nachdenklichen Passagen beschriebt sie das Internatsdasein und das Lernen. Sollte ein dritter Teil ihres Lebens von der Autorin beschrieben werden, freuen sich die Anwesenden schon jetzt darauf.

Während Ihres Vortrages konnten die Teilnehmer den Duft aus dem Lehmbackofen genießen, in dem frisches Brot und Kuchen gebacken wurden. Wie immer bekam die Autorin ein frisch gebackenes Brot aus dem Lehmbackofen in einen speziell für diese Lesung bestickten Brotbeutel als Honorar vom Vorsitzenden des Heimatmuseum-Vereins, Prof. Dr. Wolfgang Heun, übergeben. Bei frischem Kuchen und Schmalzstullen diskutierten die Teilnehmer der Runde mit Gudrun Lange noch lange weiter.

Mit der Pferdekutsche zum Hausbesuch

Seit hundert Jahren gibt es in Rambin ununterbrochen ärztliche Betreuung. Das historische Doktorhaus erlebte eine wechselvolle Geschichte.

Arztpraxen verwaisen, wenn der Doktor in den Ruhestand tritt; so ist das häufig auf dem platten Land. Nicht so in Rambin. Im April 2019 gibt es im Dorf seit genau 100 Jahren in ununterbrochener Folge eine qualifizierte medizinische Versorgung, zeitweilig sogar mit mehreren Ärzten und bis zu 14 Bediensteten am Ort. Ein Jubiläum, von dem selbst Ortsansässige kaum etwas wissen. Die Gemeinde wird diesen Anlass in einer Feierstunde begehen und im Ort eine Informationstafel aufstellen.

Ein historisches Gebäude spielt eine besondere Rolle – das Doktorhaus direkt gegenüber vom Rambiner Friedhof. Ein Schelm, der dabei Böses denkt. Andererseits: Der Weg zwischen Friedhofsmauer und Arztpraxis heißt „Zum Landambulatorium“. Hier hat sich die Begriffswelt der DDR in die Neuzeit gerettet. Landambulatorien und Polikliniken entwickelten sich von 1955 an zum Kern der medizinischen Versorgung.

Ärztin für Rambin und Umgebung ist aktuell Dr. Martina Lindner. Ihr Vorgänger, Dr. Francis Baudet, musste lange suchen bis er die Nachfolge sichern konnte. Dabei kam sogar ein Zufall zu Hilfe. Foto: Frank Levermann

Hinter der klassizistischen Fassade des doppelstöckigen Hauses wirkten Generationen von Landärzten. Die Leute in Rambin nennen es deshalb heute noch Doktorhaus, obwohl die medizinische Versorgung jetzt nebenan stattfindet – im schlicht dreinschauenden weißen und klinisch sauberen Zweckgebäude. Seit Ende 2014 versorgt hier die Medizinerin Dr. Martina Lindner rund 1000 Patienten aus Rambin und Umgebung.

Die Historie der Ärzte im Dorf beginnt mit einer Liebesgeschichte und endet tragisch. Den damals 29-jährigen Mediziner Dr. Wilhelm Hirsch zieht es nach Rambin – der Liebe wegen zur Rüganerin Margarete Stockmann vom damaligen Forsthaus Hedwigshof bei Kluis. Im Jahr zuvor hatte er in Breslau seine Doktorarbeit geschrieben. Hirsch kauft das Haus in Rambin, richtet sich im Obergeschoss häuslich ein und gründet im April 1919 in Parterre die erste Arztpraxis mit kleinem Wartezimmer. In dieser Zeit kuriert Europa gerade an den tiefen Wunden, die der Ersten Weltkrieg geschlagen hatte. Vielerorts herrschen Krankheit und Elend, Ärzte sind überall vonnöten. Er hat gut zu tun, der erste Allgemeinmediziner in Rambin.

Wird der Doktor zum Hausbesuch gerufen, schwingt er sich aufs Fahrrad und besucht so seine Patienten. Später bringt er es zum Pferd mit Wagen, in den Dreißigerjahren sogar zum Zweispänner mit „Jagdwagen“. Immer rufbereit steht ihm Kutscher Hans Natzius zur Seite. Hinter dem Doktorhaus befinden sich ein Stall für die beiden Pferde und den Kutschwagen sowie ein weiterer Stall mit Waschküche und Nebenräumen, unter anderem mit der Schlafstätte für den Kutscher.

Dr. Hirsch, ab 1919 erster Arzt in Rambin. Foto: Privat

Dr. Wilhelm Hirsch ist Arzt durch und durch. Und die Leute in Rambin lieben ihn für seine ständige Einsatzbereitschaft und „ärztliche Kunst“, wie es damals hieß. Für Freizeit bleiben ihm und seiner Margarete, die er zwischenzeitlich geheiratet hatte, kaum Zeit. „Wenn wir ausnahmsweise mal nach Stralsund ins Theater wollten, fuhren wir mit dem Zug“, schreibt Margarete Hirsch in ihren Erinnerungen. Die Pferde mussten geschont werden für den Diensteinsatz unter der Woche. Weiter schreibt sie in ihren Erinnerungen: „Auf dem Rückweg kamen wir nachts mit der Fähre von Stralsund bis Altefähr und liefen bei Stockdunkelheit die sechs Kilometer zu Fuß nach Hause.“

Man schreibt den 7. Juni 1937, jenen Tag, an dem der emsige, beliebte Doktor mit nur 47 Jahren stirbt. Nach 18 Jahren Schaffenszeit in Rambin wird er drei Tage später beigesetzt. „Die Teilnehmerzahl war unübersehbar“, schreibt Margarete Hirsch in ihren Erinnerungen, „jedes Haus hatte Halbmast geflaggt“. Das ganze Dorf traure um seinen Arzt.

Unmittelbarer Nachfolger ist Dr. Hermann Rolshoven, der aus dem Rheinland zugezogen war und bislang für Hirsch die Vertretung innehatte. 1948 kommt für Rolshoven der Ruf als Chirurg ans Krankenhaus in Bergen. Nachfolger in Rambin wird Dr. Fritz Schumann. Als Heimatvertriebenen hatte es ihn von Hinterpommern nach Rambin verschlagen. Bis 1953 praktiziert er hier. Danach kommt der in Putbus ansässige Kreissportarzt Dr. Werner Grunert dreimal in der Woche zur Sprechstunde ins Doktorhaus nach Rambin.

Das Rambiner Doktorhaus nach Sanierung. Hier praktizierten Generationen von Landärzten. Foto: Frank Levermann

Schließlich, 1955, erreicht der Wandel im Gesundheitssystem der DDR auch das beschauliche Rambin. Das historische Doktorhaus wird zum Landambulatorium umfunktioniert. Nach dem Muster der größeren Polikliniken in zentralen Städten kümmert sich das Personal der neuen Landambulatorien um die medizinische Versorgung in dünn besiedelten Gebieten. Rambin mutiert zum Zentrum der Gesundheitsversorgung für den ganzen Süd-Westen. Zum Landambulatorium gehören die fünf Dependancen Samtens, Altefähr, Gustow, Dreschwitz und die Insel Hiddensee, teils mit eigenen Ärzten vor Ort und weiterem medizinischen Personal. Insgesamt ein Netzwerk von gut 30 Mitarbeitern. Rambin selbst hat dabei mit 14 Bediensteten eine stattliche Personalausstattung.

Doktorhaus nach Veränderung in der DDR-Zeit. Schlicht, grau und rau: Das Doktorhaus Mitte der Siebzigerjahre nach Renovierung. Im Dorf sprach man spöttisch vom „LPG-Putz”. Foto: Privat

Ärzte und medizinische Mitarbeiter aller Außenstellen treffen sich zu dieser Zeit in Rambin regelmäßig jeden Monat zur Besprechung über aktuelle Behandlungsfälle. Von Gründung des Landambulatoriums an ist zunächst für zwei Jahre der Allgemeinmediziner Dr. Werner Grunert Chef. Jugendzahnärztin Margot Siebke gehört zum Team, jahrelang auch das Ärzteehepaar Heidi und Michael Kallius aus Vitte auf Hiddensee. Nachfolger von Grunert wird 1957 Dr. Heinz Barten mit täglicher Präsenz in Rambin. Seit dieser Zeit fungiert das Landambulatorium Rambin auch als Ausbildungsstätte für das poliklinische Jahr junger Ärzte. In den Jahren 1966 und 1967 zieht Barten sich schrittweise zurück; das Amt als Präsident der Gesellschaft für Allgemeinmedizin der DDR in Berlin verschafft ihm höhere Meriten. Zu dieser Zeit absolviert bereits Gerhard Paschirbe in Rambin sein poliklinisches Jahr, seit 1970 ist er Facharzt für Allgemeinmedizin mit regulärer Anstellung. Chef des Landambulatoriums wird Gerhard Paschirbe 1974 und bleibt es bis 1990.  1988 wird ihm der Titel Medizinalrat (MR) verliehen.

Zahnarzt im Landambulatorium ist bis 1960 Dr. Kurt Fischer. Es folgen noch drei Nachfolger. Zuletzt wirkt Andrea Beer im Doktorhaus. Heute lebt und arbeitet sie als niedergelassene Zahnärztin in ihrem Haus und ihrer Praxis am Rande der Dorfmitte.

MR Gerhard Paschirbe war letzter Chef im ehemaligen Landambulatorium und praktizierte nach der Wende weiter im Doktorhaus. Die Geschichte der Rambiner Ärzte hat er akribisch dokumentiert. Foto: Frank Levermann

Mit der Wende überzieht 1990 das Gesundheitssystem erneut ein Systembruch. Die Landambulatorien der DDR werden aufgelöst, an ihre Stelle treten Praxen niedergelassener Ärzte. MR Gerhard Paschirbe und Zahnärztin Andrea Beer stehen vor Neuland mit besonderen Herausforderungen. Aus dem sicheren Arbeitsverhältnis führt die neue politische Wirklichkeit beide in eine noch ungewisse Selbstständigkeit. Rüstzeug holt sich Paschirbe bei Arztkollegen aus Schleswig-Holstein. Bis Januar 2008 praktiziert er im Doktorhaus als niedergelassener Arzt. Um weiterhin hier wohnen zu können, kauft er das historische Gebäude 1991 und beginnt mit Ehefrau Renate bald mit der Restaurierung. Auch sein Nachfolger Dr. Francis Baudet praktiziert zunächst im Erdgeschoss des Doktorhauses bis er Anfang 2010 in das neu gebaute Haus nebenan einziehen kann.

Die 100 Jahre währende Ärztegeschichte in Rambin folgte immer einem ungeschriebenen Gesetz: Bislang sind Rambiner Mediziner nur dann in den Ruhestand getreten, wenn sie die ununterbrochene Nachfolge sichern konnten. Dr. Francis Baudet musste lange suchen bis er 2014 mit der aktuell praktizierenden Medizinerin Dr. Martina Lindner seine Nachfolgerin gefunden hatte. Darüber war er damals 71 geworden.

Ein Jubiläum, das nur einer auf dem Zettel hatte

Seit hundert Jahren gibt es ununterbrochen ärztliche Versorgung in Rambin

MR Gerhard Paschirbe war letzter Chef im ehemaligen Landambulatorium und praktizierte nach der Wende weiter im Doktorhaus. Die Geschichte der Rambiner Ärzte hat er akribisch dokumentiert. Foto: Frank Levermann

Wenn Gerhard Paschirbe nicht die Geschichte der Rambiner Ärzte so akribisch dokumentiert hätte, keiner hätte das Jubiläum im April 2019 registriert. Der Medizinalrat war lange Jahre Arzt in Rambin, letzter Chef des Landambulatoriums und hat auch noch nach der deutschen Wiedervereinigung im Doktorhaus als niedergelassener Arzt praktiziert.

Im Ruhestand hat er die Geschichte der Ärzte in Rambin dokumentiert. Sie begann mit einer Liebesgeschichte und endete für den ersten Arzt von Rambin 18 Jahre später tragisch.

Link zur Geschichte der Ärzte von Rambin und des historischen Doktorhauses.

Rambiner Verein stellt sich neu auf | Veranstaltungen auf dem Museumsgelände

Die Spreu vom Weizen trennen – früher war das keine Redensart, sondern Schwerstarbeit in der Landwirtschaft. Mit welchen Geräten Bauern auf Rügen bis in die 1930er-Jahre arbeiteten, lässt sich am besten im Heimatmuseum Rambin aufspüren. Hier, ganz in der Nähe des Bahnhofs, ist alles unter Dach und Fach versammelt: Vom Dreschflegel bis zum Rübenschneider. Ein Vergleich mit der heutigen modernen Landwirtschaft ist frappierend. Seele und Motor des Museums ist ein Förderverein. Und der hat sich jetzt neu aufgestellt.

Bislang nannte er sich „Verein zur Förderung der historischen Stätten in Rambin und Umgebung e.V.“. Diesem umfassenden Anspruch wollte sich der gemeinnützige Verein nicht länger stellen, sondern sich mehr auf seinen Kern konzentrieren, das Heimatmuseum. Jetzt heißt er Förderverein Heimatmuseum Rambin e.V. Neben den Sujets auf dem Museumsgelände kümmern sich die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder um die nicht nur in Rambin populären Veranstaltungen.

Prof. Dr. Wolfgang Heun, Vorsitzender des Fördervereins Heimatmuseum Rambin e.V.

Den Hebel für die Neuorientierung legte jüngst die Jahreshauptversammlung um. Diese gab dem Verein eine neue Satzung, wählte für die nächsten drei Jahre einen neuen Vorstand und berief Prof. Dr. Wolfgang Heun zum Vorsitzenden. Wieviel Zeit und Energie von den ehrenamtlichen Mitgliedern in das Projekt gesteckt wurden, unterstrich der alte und neue Vorsitzende in seinem Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr 2018 – unter anderem, um die Ausstellungsstücke noch besser zu präsentieren, das 170 Jahre alte Sägegatter und die Anlage mit den historischen Geräte zu erhalten. Besonders erfolgreich waren im abgelaufenen Geschäftsjahr die traditionellen Backofengespräche mit renommierten Referenten sowie der Erntedank- und Markttag. Man zählte zeitweise 400 Gäste.

Das voll funktionsfähige Sägegatter aus dem Jahr 1850 kann mit einem einzigen Sägeblatt aus mächtigen Baumstämmen schnurgerade Balken und Bretter zuschneiden. Foto: Frank Levermann.

In diesem Jahr steht für den 30. April wieder Tanz in den Mai mit der Band „Piraten“ und dem Rambiner Volkschor auf dem Programm. Auch zum Herrentag am 30. Mai (Christi Himmelfahrt) ist auf dem Museumsgelände was los – mit Musik, Oldtimermarkt und Oldtimertreffen. Erstmals sind dazu auch Wandergruppen eingeladen. Zum Kindertag am 1. Juni wird der Verein zum Fest auf dem Museumshof einladen. Neben kulinarischen Genüssen werden hier unter anderem die Hüpfburg, Hansi Hartmanns Kindertheater, Stroh zum Toben, Übungen mit der Freiwilligen Feuerwehr Rambin angeboten.

Die Ausstellungshalle des Museums kann immer an den Veranstaltungstagen besichtigt werden, ansonsten durch Voranmeldung. Neue Mitglieder sind im Verein herzlich willkommen.
Kontakt: Prof. Dr. Wolfgang Heun, Telefon 038306 62945.

Weitere Informationen über die Geschichte des Vereins und seiner Sammlungen.

Rambin – Gemeinde mit Charakter

Rügen ist berühmt für seine Kreidefelsen und die betriebsamen Seebäder. Gleichwohl gibt es Orte auf der Insel, die für Ruhe und freie Landschaft stehen. Rambin ist so ein Fleckchen – und dennoch nicht weitab vom Schuss.

Der Kubitzer Bodden direkt am Ortsrand von Rambin, Teil des Naturparks Vorpommersche Boddenlandschaft, ist Kleinod der Natur – eine Oase der Muße mit reichhaltiger Vogelwelt. Zu den Ausflugszielen, den Kultur- und Veranstaltungszentren und den Versorgungsmöglichkeiten ist es nur ein Katzensprung. Manche haben sich deshalb in Rambin schon häuslich eingerichtet.

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