Geschichte des Klosters Rambin

Entwicklung des Hospitals/Klosters bzw. Wohnquartiers „St. Jürgen vor Rambin“
Von Prof. Dr. Wolfgang Heun

1334: Der Stralsunder Ratsherr Godeke von Wickede stiftete 1334 das Gut Drammendorf nebst dem Steizelberg und einigen Wiesen für den Aufbau eines Hospitals (Seekenhus) „St. Jürgen vor Rambin“ für leprakranke Seeleute und wurde sein Verwalter. 1339 bestätigt der Bischof Johann von Roskilde die Stiftung. Bau einer kleinen Kapelle (1334 bereits urkundlich erwähnt), und möglicherweise eines Hauses für Kranke (nicht belegt, aber wäre logisch).
Nach 1400: Ausbau/Neubau der jetzt noch vorhandenen Kapelle für Gottesdienste (Chor) und Unterbringung der Leprakranken (Schiff). Erweiterung des Grundbesitzes der Stiftung durch Spenden und Legate Stralsunder Bürger und Ankauf weiterer Ländereien.
Die Anzahl der Leprakranken wurde wesentlich geringer, Kapelle bzw. Hospital wurden dafür immer weniger gebraucht. Über die Pfleger der Kranken gibt es noch keinen Nachweis. Mönche oder Nonnen?
16. Jahrhundert: Nach der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Stiftung sich selbst überlassen und verfiel baulich. Mit der Säkularisation gingen Gebäude und Land der Stiftung in die Verwaltung der Stadt Stralsund über.
17. Jahrhundert: Völlige Verödung der Besitzungen der Stiftung durch umfangreiche Schäden während des 30jährigen Krieges.
Nach 1721: Nach dem Nordischen Krieg (1700 – 1721) wirtschaftliche Erholung der Stiftung „St. Jürgen vor Rambin“ durch Erwerb neuen Grundbesitzes. Verwaltung durch ein Provisorat, das aus 2 Ratsherren und 2 Mitgliedern der Bürgerschaft der Stadt Stralsund bestand. Das Provisorat berief den Klosteraufseher.
1730: Bau eines Langhauses nördlich der Kapelle als Wohnanlage für Alte und Hilfsbedürftige aus Stralsund. Mit den aufgehobenen Klöstern der Stadt Stralsund wurde diese Anlage wie auch das ehemalige Hospital „St. Jürgen am Strande“ unter die gemeinsame Verwaltung des Rates der Stadt gestellt und als „Kloster St. Jürgen vor Rambin“ bezeichnet.(Hoogewege, H.: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern, Bd. 2, Stettin 1925, S.851)
1829: Abbruch des alten Langhauses mit dem Relief des Heiligen St. Jürgen/Georg am Giebel (datiert um 1800) aus der Werkstatt des Stralsunder Bildhauers Christoph Nathanael Freese (1759 – 1836) und mit Verwendung des Giebels bzw. Reliefs Neubau eines neuen Langhauses für Prövener (Hilfsleistungsbezieher). St. Georg ist der Schutzheilige des Klosters und heute Teil des Wappens von Rambin.
1839-1840: Bau des Prövener-Hauses mit 4 Wohnungen südöstlich des Langhauses.
1843: Bau eines Backhauses nördlich des Langhauses.
1856: Bau des nordwestlich gelegenen Backstein-Traufenhauses für den Klosteraufseher und des Chaussee-Hauses im Stil einer städtischen Villa.
1879: Bau des Waschhauses.
1890 : Bau eines Spritzenhauses.
1923: Vereinigung der Verwaltungen aller Stralsunder Hospitäler und Landgüter unter die „Städtische Güter- und Klosterverwaltung“. Die zu verwaltenden Einrichtungen der Stadt blieben juristische Personen mit Einzeletat.
1945/1946: Durch die Bodenreform wurde die landwirtschaftliche Nutzfläche des Klosters enteignet (insgesamt 894 ha, die Güter Breesen m.d.fr. Hof I Gurvitz, Drammendorf, Grabitz, Sellentin m. Bantow) und die durch das Provisorat nicht an Klein-, Mittel- und Großbauern verpachtet worden war, in Parzellen mit ca. 9 ha aufgeteilt und Landbewerbern als privates, vererbbares, aber unveräußerliches Eigentum übergeben.
1945-1949 war die „Güter- und Klosterverwaltung Stralsund“ für das Kloster Rambin zuständig, von
1949 – 1951 das Kommunal-Wirtschaftsunternehmen Grundstücksverwaltung der Stadt Stralsund“ (KWU), bis 1952 VEB Grundstücksverwaltung der Stadt Stralsund.
1952: Übertragung des Klosters St. Jürgen vor Rambin einschließlich der dazugehörigen Grundstücke in die Rechtsträgerschaft des Kreises Rügen, zeitweilig in die des Kreises Putbus, der sie ab
1. Januar 1953 dem Rat der Gemeinde Rambin übertrug.
1970er und 1980er Jahre: Umfangreiche Sanierungen und Modernisierungen durch die Gemeinde (Einbau von Bädern, Toiletten, Wasserleitungen).
2002: Hansestadt Stralsund wird wieder Eigentümer des Klostergrundstückes und der dazugehörigen verpachteten Ländereien, die von der Stralsunder Wohnungsbaugesellschaft mbH verwaltet werden.
2019: Der „Häuserverein Leben ins Kloster Rambin e,V.“ als Gesellschafter der Kloster Rambin gGmbH hat sich die Aufgabe gestellt, den Denkmalwert der Anlage wieder herzustellen und sie sozial und ökologisch nachhaltig zu bewirtschaften. Hier sollen Generationen wohnen, arbeiten und leben.